Neuer Diskurs zu Büste

NS-Dichter. Aktivisten legten Denkmal von Josef Weinheber frei, das Stadtgartenamt schüttete es wieder zu.

Wien/Red. Am liebsten hätte er das Loch so belassen, lässt Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny ausrichten. Allein, das Gartenamt der Stadt Wien hat es bereits wieder zugeschüttet. Die Rede ist vom Josef-Weinheber-Denkmal im Schillerpark – Studenten und Lehrende der Plattform Geschichtspolitik an der Akademie der bildenden Künste haben am Freitag den Betonsockel der Büste freigelegt, um auf die Verweigerung der Stadt aufmerksam zu machen, das Denkmal umzugestalten.

Weinheber (1892–1945) war nicht nur Dichter, sondern auch bekennender Nationalsozialist. Allein, auf seinem Denkmal wurde und wird seine politische Gesinnung in keiner Weise thematisiert. Im Gegenteil, klagen die Aktivisten: Als Reaktion auf Interventionen habe die Stadt Wien das Denkmal 1991 sogar mit einem unterirdischen Betonsockel befestigt. Mit der Ausgrabungsaktion wollte man den Sockel und damit die Geschichte des Denkmals sichtbar machen. Und eine Diskussion darüber anstoßen.

Einen öffentlichen Diskurs wünscht sich auch Mailath-Pokorny. Die Ausgrabung hätte dafür als Diskussionspunkt dienen können. Da das Gartenamt diese Grundlage am Montag wieder beseitigt hat, werde man sich nun eine künftige Umgestaltung gemeinsam mit der „KÖR – Kunst im öffentlichen Raum“ ansehen. Auch ein Wettbewerb sei möglich. Die Aktivisten zeigten sich über das Vorgehen der Stadt indes wenig überrascht: „Einfach ein bisschen Dreck daraufschütten, und dann wird das Gras schon wieder drüberwachsen.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.07.2013)

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